Sie kramt in ihrer Handtasche. Ohne Erfolg.
„Sie müssen doch so Zettel ausfüllen,“ sagt sie, „wie lange ich hier war und so. Und unterschreiben.“
Doch leider hat sie das Formular vergessen. Ich wundere mich über gar nichts mehr.
Paula wird energisch. Sie weigert sich ohne Unterschrift zu gehen und wir machen uns auf die Suche nach einem Stück Papier. Schließlich finde ich einen Kassenzettel von der Tanke in meinem Portemonnaie. Auf den Rand desselben schreibe ich auch, dass ich DRINGEND einen Rückruf der Agentur erwarte.
Paula ist sehr unzufrieden mit diesem Text und mir.
„Aber ist schon okay,“ gibt sie sich versöhnlich beim Abgang. „Ich hab was gelernt bei Ihnen. Jetzt weiß ich wenigstens, wie viel der Chef mit meiner Arbeit verdient. Na, dem werde ich morgen was erzählen!“
Ich putze weiter. Komisch, jetzt, wo Paula weg ist, zerbröckelt auch meine Motivation, aber…
Das Telefon klingelt. Die Agentur.
„Frl. Krise, alles in Ordnung?“
„Ganz im Gegenteil,“ rattere ich los und dann bekommt die reizende Dame allerlei von mir zu hören. Sie seufzt mitfühlend und bedauert mich überschwänglich, schüttelt fernmündlich den Kopf über Paula – „sie ist noch in der Probezeit “ – bietet mir an, noch rasch jemand anderen zu schicken (bloß nicht!), will mir entgegenkommen, was den Preis angeht – „ich rede noch heute mit dem Chef“- und so weiter und so fort.
Als ich endlich mit der Arbeit fertig bin und ermattet und schwer beladen gehen will, fällt mein Blick auf eine kleine verhärmte Plastiktüte, die einsam und im allein im Flur liegt.
Inhalt: Eine ‚Gala‘, das gesuchte Formular und ein Fensterabzieher.
Paula, diese Törin… ich bin geneigt, die Tüte schmucklos in der nächsten Mülltonne zu versenken, nehme sie dann aber doch mit.
Am nächsten Tag ruft Paula an. Sie sei auf dem Weg zu mir und habe das Formular dabei, das ich unterschreiben müsse.
„Nicht nötig! Ich hab eins hier, ich schicke es mit der Post!“ versichere ich , aber das nützt mir nichts.
„Ich muss doch meinen Abzieher holen und ich bin gleich da,“ verkündet sie und der Chef sei sehr böse gewesen, weil sie mit einem Aralzettel kam und ich so schlecht über sie gesprochen hätte und wo sie denn aus dem Bus aussteigen müsse und wie dann weiter? Rechts rum oder links? Und welche Hausnummer?
Sie ruft noch zweimal an. Die BVG! Wer blickt da schon durch…
Stunden später.
Es klingelt. Paula. Sie schnauft wieder die Treppe hoch, ist aber bestens gelaunt, viel besser als gestern, berichtet, dass sie dem Chef ordentlich die Meinung gegeigt habe, erkundigt sich, wie viel Miete ich zahle, fragt, ob in meinem Haus noch eine Wohnung frei sei – ihr blöde Makler sei eine Niete – präsentiert mir das Formular, wundert sich, dass ich schon eins habe und dann fällt ihr auch noch ihre ‚Gala‘ und der Abzieher ein.
Ich unterschreibe, lasse mich in kein Gespräch verwickeln, schließe schnell die Tür hinter ihr und schlage ein Kreuz.
Übrigens verhielt sich die Agentur einsichtig, was die Bezahlung anging.
Paula arbeitet jetzt woanders.
Und ich putze immer noch ungern.
grins, oder soll ich in die Tischkante beissen? Ich arbeite an einer Schule und was dort teilweise die Reinigungskräfte liefern erinnert mich doch sehr an dein Erlebnis………. da kann man nur davon laufen……
Ach Du Sch…
Hahaha… sorry, wenn ich lache, aber das ist so herrlich anschaulich geschrieben!
Meine Schwiegereltern sind letztes Jahr nach 30 Jahren aus ihrer Wohnung gezogen. Das war auch ein Wahnsinnsmarathon. Wir haben geputzt und geschrubbt und gewienert und gestrichen und und und…
Und jetzt ist die Wohnung inseriert… alles, was wir mühsam gereinigt hatten, ist rausgerissen und renoviert worden. Bad, Küche… einfach alles!
Wir dachten es uns schon, aber es war so verlangt und musste erledigt werden.
Richtig gemein.
Paula hätte dafür ihr halbes Leben geopftert 😀
Ich glaub, ich mach auch so’ne Agentur auf…
Paula putzt halt auch nicht gern 😀