DB

Gestern Abend vor dem Fernseher. Das Programm bescheiden wie immer. Aber dann! Auf Phönix, glaube ich, eine zweiteilige Doku. Es ging um die Zugfahrt von Berlin nach Peking. Herrlich!
„Da könntest du doch auch mal hinfahren, wenn du bald pensioniert bist! Kannst du gleich in Berlin einsteigen!“ bemerkte meine Schwester und verließ mich schnöde in Moskau. „Ich muss ins Bett, das halte ich nicht durch bis Peking.“
Aber ich habe durchgehalten. So auf der gemütlichen Couch in eine Decke eingekuschelt macht die zehntägige unbequeme Zugfahrten durch verschneite Landschaften richtig Spaß. Ich begann mich schon direkt auf meine kleine Bahnfahrt nach Hause zu freuen. Schließlich sagte einer der chinesischen Zugführer sinngemäß: „Ich würde gerne einmal mit so einem modernen Zug in Deutschland fahren, die sollen 200 Stundenkilometer machen.“ Ganz neidisch sah der aus. Sein Zug brachte es nämlich nur auf 60 Stundenkilometer.
Und das Vergnügen hatte ich nun heute. Düsseldorf-Berlin. Viereinhalb Stunden. Die Fahrt kam mir so was von endlos vor, dass ich schon verzweifeln wollte und sogar anfing die jungen Typen hinter mir, die sich bereits einen kleinen Schwips angezüchtet hatten, zu beneiden.
Als Ausgleich bereitete der Schaffner oder Zugbegleiter oder wie man den heute nennt, mir an jedem Halt die Freude alle neu eingestiegenen Fahrgäste mit folgenden hingenuschelten Worten zu begrüßen:

„…und wünsche Ihnen eine angeMeise mit der Deutschen Bahn!“

Eine „angenehme Meise“ – die kann man wohl brauchen……zwischen Düsseldorf – Berlin – Peking…..

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39 Antworten zu DB

  1. krizzydings schreibt:

    Oooooh ich komme mit! Ich will unbedingt irgendwann spätestens aber in 10 Jahren!!! Ich träume davon mit Deutschmuttersprachlern in der TranSib zu sitzen und immer mal wieder auszusteigen und voll so auf fachkundigst profossor zu machen !!! ; -P

  2. Olaf aus HH schreibt:

    Diese Phoenix-Dokumentation habe ich auch gesehen – und die anderen davor/ danach auch Zugreise durch Vietnam, die Transsibirische Eisenbahn (es gibt buchstäblich daneben auch die Baikal/ Amur-Magistrale), „The ‚Ghan“ (Australien) und dann noch Afrika und eine Bahnlinie in Südamerika, die über zum Teil irrwitzige Bergpässe führt. China nicht zu vergessen, wo sogar wegen der Höhe zeitweise Atemmasken an Passagiere verteilt werden. USA: Die Geschichte der dortigen Frachtlinien mit „The Big Boy“, der größten Dampflok der Geschichte mit irrsinnnig langen Zügen.
    Hierzu „In the Pines“ (ein Countryklassiker – „The engine passed at six o’clock, and the cabin passed at nine…“ [„cabin“ bezeichnet das Bremserhäuschen am letzten Waggon, es war damals so]):

    (Na ja, nicht jedermanns Geschmack, aber das war für mich als kleinem Jungen damals – 60er Jahre, mit Cowboypotential – eben „Amerika“ und Cowboyhut…).
    Ich liebe solche Filme. Es sind grandiose Bilder und Menschen waren/ sind auch wagemutig, besonders beim Bau der Linien, der viele Todesopfer gefordert hat, egal in welchem Land.
    Nur: „Sänkju foa trewelling wiss se Doitsche Baan“ gibt es wohl nur hierzulande.

    Allen ein schönes Neues Jahr !

  3. Vielleicht hatte der Schaffner sich auch schon was angezüchtet, was am nächsten Morgen in einem großen Kater endete…;-)

  4. denise schreibt:

    Ein hoch auf die sbb 🙂

  5. Frau Hilde schreibt:

    Möglicherweise lässt sich Bahnfahren ohnehin nur mit einer angenehmen Meise durchstehen…

  6. kingkenny7 schreibt:

    Tja und ich würde gerne mal mit einem unmodernen Zug fahren. Im August steht bei mir tatsächlich die langersehnte Reise mit der Transsib an. Allerdings nicht nach Peking, sondern die ganzen knapp 9300 Kilometer von Moskau bis nach Wladiwostok…

  7. michaela schreibt:

    Ich bin mal von Shanghai nach Peking, im Zug. Allerdings war es ein Schlafwagen, das ließ sich ganz gut aushalten. Naja, bis auf das „Continental Breakfast“… 😀

  8. nicabel schreibt:

    Wie lange soll denn so eine Zugfahrt nach Peking dauern o.o ? Und haben Sie eine Meise oder wie kommt es dass sie sich in die Vorstadt von Köln verirren 😉 ?

  9. Hartmut Schlehdorn schreibt:

    Berlin – Peking: so stelle ich mir das Fegefeuer vor. Hier wird der Berufspendler geläutert von seinen sündhaften Beschwerden über Verspätungen, überfüllte Züge oder verschmutzte Toiletten. Bis dahin geht es mir auf meiner Stammstrecke wie dem chinesischen Zugführer: ich würde ja so gerne einmal schneller als 60 km/h fahren.

  10. Inch schreibt:

    Also ich fahre gern Zug. Auch wenn sich die Leute, wie heute, stapeln und ich das von meinem Sitzplatz aus betrachten kann. Mal lesend, mal horchend, mal horchend und guckend.

  11. Frollein enerim schreibt:

    Ach Frl. Krise,
    wie wollen sie es denn da im Transsib aushalten, wenn dieser nur mit 60 km/h fährt.
    Weite endlose Landschaften und an jeder Haltestelle ein paar Babuschkas die einen mit Selbstgekochtem versorgen.
    Aber die Reportage war wirklich schön!
    Einen lieben Gruß vom Frollein

  12. Ulla39 schreibt:

    Den Film habe ich auch gesehen – er geistert durch alle Programme -, und ich fand die Äußerung des Zugführers doch recht anrührend, auch die Babuschkas auf den Bahnhöfen, die Hausfrauenkost verkaufen und die verlorene/vergessene Studentin, die doch den Anschluß fand. Eine Fahrt mit der DB ist da doch was ganz anderes. Da kann man was erleben, einmal blieb der Zug gleich viermal auf offener Strecke stehen zwischen Lüneburg und Frankfurt: Angeblich Schaden an der Oberleitung (verschwand plötzlich), Schaden an einer Achse (der behob sich unsichtbar von selbst), ein Unfall (waren aber keine Anzeichen zu beiden Seiten des Zuges zu sehen) und endlich ein Polizeieinsatz von unsichtbaren Polizisten. Ließe sich endlos fortsetzen von nahezu jedem, der eine längere Strecke fährt. Uns arme Fahrgäste „um Verständnis“ zu bitten verkneift man sich aber anscheinend inzwischen.

    • krizzydings schreibt:

      Mannometer wie hier die doku hochgelobt wird…da wird man doch neugierig…könnte mir jemand nochmal genau Uhrzeit und Datum sagen, wann das auf Phönix lief? Ich habe da eine legale Bezugsquelle für bereits Gesendetes und würde mir das gerne auch mal anschauen…
      Jetzt im Winter hat ja Russlands Landschaft im dt. TV Konjunktur (ist ja bekanntermaßen immer sehr kalt dort…O-Ton extra3 <3)

      Übriegens ohne es jetzt gesehen zu haben…Bábuschkas,die irgendwas verkaufen trifft man in russischen städten auch so mal auf'm Markt (Wolltücher und Piroggen) und auch
      ausserhalb der kalten jahreszeit an U-Bahn Eingängen und Straßenunterführungen (Eimerweise Himbeeren! Wer sich blamieren will, fragt nach einer für Deutschland üblichen 200g Schale …ein kleiners 1L Gurgenglas muss es schon sein 😉

  13. 360hcopa schreibt:

    200, da muss man ja müde werden, war heute mit 300 von Nürnberg auf München und retour unterwegs – macht man so als Triebfahrzeugführer – und ja, es heisst Zugbegleiter mit oder ohne Meise. Hoffe sie waren pünktlich Frl. Krise und müssen nicht intervenieren?

    • BOWMORE Darkest schreibt:

      Und, was hast du von der Landschaft gesehen? Keine Kühe, keine Schafe, keine Berge, keine einsamen Seen, keine weiträumige Landschaft, nichts, aber auch rein gar nichts, noch nicht einmal erwarten einen die fliegenden Händler in den Bahnhöfen.
      Eile mit Weile wäre auch eine gute Alternative zu den 300.
      Auf meiner Modellanlage (H0) gibt es noch Lokomotivführer.
      C.H.

    • Ulla39 schreibt:

      Entschuldigung, gehört nicht unbedingt hierher, komme aber im internet nicht weiter: Gibt es in Deutschland auch Karten für eine Führerstandsmitfahrt wie nach Ihrem Blog in Österreich?

  14. bambooos schreibt:

    Diese Fahrt steht auch noch auf meiner Wunschliste. Bis es soweit ist werde ich wohl noch ein paar mal London besuchen – das ist es auch sehr nett:
    http://dersteinigeweg.wordpress.com/2013/01/02/zwischen-uberarbeitung-traumerei/

  15. sonabilis schreibt:

    Der chinesische Zugführer war gewiss ein höflicher Mann. Denn natürlich wird er gewusst haben, dass er in seinem Heimatland sehr wohl mit 200 Sachen und mehr reisen kann.
    China hat das längste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt, und außerdem hat es unglaublich ehrgeizige Pläne zum Verkehrsausbau ganz Asiens, bis nach Europa hinein:

    http://www.zukunft-mobilitaet.net/2403/zukunft/eisenbahn-china-europa-hochgeschwingigkeitszug-trasse-planung/

    Vielleicht schlucken sie ja dann die DB und renovieren sie gleich mit…

  16. lemmi schreibt:

    Also für alle die mal was Gutes im TV sehen wollen: Hier der Tipp. N3 ca. 2200 uhr. Der Tatortreiniger! http://www.ndr.de/unterhaltung/comedy_satire/dertatortreiniger101.html

  17. hajo schreibt:

    dazu eine kleine Geschichte:
    (Vorwort: Liederbach ist eine Gemeinde im Nordwesten Frankfurt am Mains mit zwei Ortsteilen: Ober- und Unterliederbach)

    Es begab sich, dass ein Mensch aus Liederbach nach Peking fahren (nicht fliegen) wollte. Er ging also zum Fahrkartenschalter seines Wohnortes und verlangte eine Fahrkarte nach Peking.
    Absage: „da müssen Sie nach Frankfurt am Main“
    In Frankfurt am Main: Absage: „da müssen Sie nach Berlin“
    in Berlin: Absage: „da müssen Sie nach Moskau“
    In Moskau endlich bekam der Gute sein ersehntes Ticket nach Peking.
    Rückfahrt:
    In einem Anfall von Optimismus geht der Mann in Peking zum Fahrkartenschalter und verlangt: „ein Ticket nach Liederbach“ …
    … Antwort des Menschen am Schalter:
    „nach Unter- oder nach Oberliederbach? ..“

  18. HarryHirsch schreibt:

    Zum höflichen chinesichen Zugführer: Ich weiß nicht, ob zum Zeitpunkt der Reportage schon die Hochgeschwindigkeitszüge in China fuhren.
    Wie dem auch sei, meine letzte Zugreise in China habe ich als ausgesprochen entspannnend in Erinnerung. Ohne Hai-Teck, aber mit viel Kontakt zum gemeinen Chinesen: Sie schätzen das Alter, gewiß, drängel(te)n aber gnadenlos (!) alles zur Seite, was auf Grund des Alters nicht mehr mithalten kann/konnte. Dennoch war es Entschleunigung pur: Von Beijing nach Kunming 36 Stunden. Und der Trip von Beijing nach Lhasa dauerte eben nun mal zweieinhalb Tage, und Lhasa war ab Golmud nur mit dem Bus über den verflixten 5000er zu erreichen, was uns doch erhebliche Probleme ob der Höhe bereitete. Auch aufgrund dieser Erfahrung bin ich mir nicht sicher, ob ich wirklich mit dem tollen neuen Zug nach Tibet fahren soll.
    Noch eine Randbemerkung zum Film selbst: Das BWL-Pärchen fand ich, gelinde gesagt, grenzwertig.

    • frlkrise schreibt:

      Haha…die mit dem Sagrotanspray?

      • Schwebse schreibt:

        *Räusper*, also ich führe bei längeren Bahnreisen auch ein Minifläschchen Handdesinfektionsmittel mit…
        Die bahneigenen Sanitäranlagen sind auch bei Fernreisezügen oft genauso pekig wie die unbewirtschafteten Metallklos an der Autobahn.

  19. Evanesca Feuerblut schreibt:

    Die selbe Doku habe ich auch geschaut… die ist nicht mehr zu 100% aktuell, was ich daran erkannt habe, dass in Russland schon letztes Jahr die Polizeireform stattfand und die sich nun nicht mehr Milizionäre sondern Polizisten nennen.
    Und auch das Bahnfahrtvergnügen hatte ich ebenfalls… Von 200 km/h habe ich nichts bemerkt.

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