Gedenken/Gedanken

Wo sind die Mädchen? Wir wollen los. Alle sollten noch einmal aufs Klo gehen, haben wir gesagt und die Jungen toben auch schon vor der Tür über den Platz, aber von den Mädchen ist nichts zu sehen.
Ich bequeme mich also runter zu den Toiletten und finde meine Damen aufgereiht wie die Hühner auf der Stange vor den Spiegeln stehen. Sie verschönern sich… Alle haben blutroten Lippenstift aufgetragen und sehen aus, als wollten sie gerade ausgehen.
„Leute, für diese Gedenkstätte muss man sich weiß Gott nicht so schminken,“ sage ich, „ich finde das sogar reichlich unpassend!“
Niemand beachtet mich. Nur Gülten macht ein Kussmündchen in meine Richtung und sagt: „Voll schön, diese Farbe, Frl. Krise, wa? Steht die mir?“
Ich drehe mich um und knalle die Tür hinter mir zu.

Unsere Guide ist eine pensionierte Lehrererin und das merkt man. Sie spricht nicht über die Köpfe unserer Lieben weg und versteht es, die Aufmerksamkeit, wenn auch nur immer kurzfristig, auf sich zu lenken.
Wir haben uns schon im Vorfeld einen kleinen Vortrag angehört und sie war nur einmal ein bisschen fassungslos, als Esra verspätet und wie eine Erscheinumg aus Germanys next topmodels in den Raum reinstöckelt. Sie hatte den Zug verpasst und war kurzerhand mit der Gruppe eines Kollegen mitgefahren, die eine etwas spätere Verbindung genommen hat. Gar nicht so blöd! Als Hanna hingegen behauptet, Hitler hätte als erste Kriegshandlung Berlin überfallen, zuckt sie nicht einmal mit der Wimper. „Das sind wir gewohnt,“ sagt sie später zu mir, “ sie glauben nicht, was die Schüler alles NICHT wissen.“
Nein, ich glaube das nicht! Ich weiß es!

Wir laufen durch das Gelände. Unser Schüler sind schon interessiert, aber jede Ablenkung, jede kleinste Unbequemlichkeit reißt sie aus der Konzentration.
Da müssen andere Besucher kommentiert werden (es ist zum Glück sehr leer), da wird über das falsche Schuhwerk, fehlende Sitzgelegenheiten und das jahreszeitlich eigentlich normale Wetter gejammert. Außerdem dieses lange Gelatsche! Schon vom Bahnhof bis zu der Gedenkstätte mussten sie laufen. Dabei fuhr da ein Bus! Und jetzt schon wieder! Und zürück…nein, das mag man sich nicht vorstellen. Nesrin kann sich kaum noch auf den Beinen halten, sie muss sich an Gülten klammern und leise vor sich hin winseln. Unsere Guide hält dagegen (wie heißt eigentl. die weibliche Form von Guide???) so gut sie kann.
Wenn die Geschehnisse, von denen sie erzählt, ganz schrecklich sind, entsetzen sich die Kinder. „Haram!“ „Voll schlimm!“ „Wie konnten sie nur!“
Sind sie nur mittelschrecklich, werden kleine Witze gerissen.
Ich interpretiere das als eine Form des Sclbstschutzes als auch der geistigen Unreife….
„Was steht da?“ platzt Azzize mitten in den Vortrag und zeigt auf die Tafel, die wir gerade entziffert haben. Aber Madamchen konnte nicht so schnell gehen und hat den Anfang verpasst.
„Hingehen, Lesen, Mundhalten!“ fertigt sie unsere Guide ab und Azzize schnauft empört.
Am interessiertesten ist Ömür. Er fotografiert und fragt und fotografiert und läuft vor und liest Inschriften und fotografiert und versucht die Guide zu löchern und ist ein bisschen erbittert. Er mache das ja hauptsächlich, weil es sein Thema für die Prüfung sei, erklärt er mir. Aber die anderen! „Die anderen?“ frage ich. Er zuckt die Achseln. „Emre ja, der passt auf“, sagt er. Sam und Musti, die auch zu Ömürs und Emres Gruppe gehören, ländern mit leerem Blick in der Gegend herum. „Mensch, ihr könntet euch doch hier richtig informieren!“sage ich. „Ist doch auch euer Thema, oder?!“ Die beiden schauen mich ziemlich hohl an. „Wir können ja nochmal herfahren“, sagt Musti lahm und Sam lässt sein Händy unauffällig in der Tasche verschwinden.
Nach zwei Stunden sind wir fertig und durchgefroren.
Diese furchtbare Geschichte, an die hier erinnert wird! Obwohl ich die Gedenkstätte nun schon mehrmals besucht habe, nimmt es mich immer wieder mit.
Unsere Schüler stürmen freudig und unter lautem Geschrei los, als wir sie entlassen. Ist man mit 15 Jahren gegen Geschichte und menschliche Schicksale resistent? Vielleicht. Vielleicht nicht ganz. Vielleicht denken manche heute abend im Bett noch einmal darüber nach. Wenn nicht facebook, Fernsehen, family und Freunde alles schon wieder überlagern.
Ein kleines „vielleicht“… vielleicht…
Mehr als das kann man in der Schule vielleicht nicht erreichen…

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78 Antworten zu Gedenken/Gedanken

  1. J schreibt:

    Nein, Frau Krise, mehr kann man nicht erreichen.
    Schule ist ja nur einer der Player, was Bildung angeht. andere haben Sie aufgezählt.
    Guide – Guidein?

  2. boskop2 schreibt:

    ja, so isses!
    und dennoch, immer wieder, oft unerwartet bleibt dann doch etwas hängen, wirkt langsam.

  3. LadySolana schreibt:

    ich muss boskop2 zustimmen.
    In diesem Alter fühlt sich Geschichte sooooooo weit weg an und ist so unvereinbar mit dem eigenen Leben…..
    Das Begreifen der Schrecken und der dazugehörigen Geschichte wird in den nächsten Zehn Jahren einsetzten, zeitgleich mit der Reue über verpasste Chancen

  4. jackderwolf schreibt:

    Das war damals auch bei mir so, meine Klassenkameraden haben alle nur rumgealbert. Erst 1-2 Tage später fingen sie an darüber nachzudenken, was sie da gesehen, gelesen und gehört haben. Ich glaube, das ist normal heutzutage.

  5. Tom schreibt:

    Es ist einfach: Wenn man den emotionalen Schrecken mit Wissenaufnehmen kombiniert, geht alles flöten. Die Kinder wollen das wirkliche Schreckliche möglichst nicht „speichern“, dabei geht auch das kürzlich erworbene Wissen verloren. Mann kann von Kindern nicht erwarten, dass sie im 10min-Takt zwischen emotionaler Betroffenheit und rationaler Aufnahme von Wissen wechseln. Und: Wer will sich denn später jedesmal gruseln, wenn das Wissen abgefragt wird.

    Trennt die emotionale Wahrnehmung und die intellektuelle Erarbeitung und Ihr habt alle mehr davon. *malweitausdemfenstergelehnt*

  6. puzzle schreibt:

    Vielleicht, nur ausnahmsweise, hat hier auch der Mulikultihintergrund ein wenig der Betroffenheit die Spitze genommen? Ähnliche Differenzen im Beeindrucktsein läßt sich an österreichischen Schülern bei Besuchen in Mauthausen erkennen: sie glauben sich unbeteiligter als die mit den deutschen Großeltern. Seltsam aber wahr.

    • christjann schreibt:

      ja, glaube ich auch. Ich war als Jugendliche betroffen (und bin es noch), weil mein Großvater noch im Krieg war, weil meine Mutter den Krieg als Kind erlebt hat und mir davon erzählt hat, und weil es irgendwie „mein“ Thema ist. Aber die Kids heute sind generationsmäßig so weit weg und „Ihre“ kids, Frl. Krise, sind mit ihrem familiären Hintergrund nicht betroffen. Vielleicht bleibt da was hängen, vielleicht… Wieviel wissen wir über den Genozid an den Armeniern? Und wenn, dann nur, weil wir aus unserer eigenen Geschichte sensibel geworden sind für Verbrechen dieser Art…

  7. Nania schreibt:

    Selbst als geschichtsinteressierter ehemaliger Schüler muss ich sagen, dass mich die Besuche von Gedenkstätten nie besonders angeregt haben. Meistens habe ich da erst später wirklich tiefgehend drüber nachgedacht. Und auch wenn das komisch klingt: Das beklemmende Gefühl, welches ich zum Holocaust-Denkmal in Berlin bekam, stellte sich erst einige Stunden nach dem Besuch ein – und damals war ich in der 13. Klasse.

    Ich würde es weniger als ein wirkliches „Desinteresse an Geschichte“ deuten, sondern eher als eine Art der „Bewältigung“. In dem Alter wollen Schülerinnen und Schüler selten über dieses Thema sprechen. Ich kann nicht beurteilen, wie das in einer Klasse wie der Ihrigen tatsächlich ist, aber in unserer Klasse kam das Nachdenken meistens später und wenn man in kleinen Gruppen war. Das freie Sprechen über die Gräultaten des zweiten Weltkriegs fällt selbst im Studium noch schwer. Und das nicht nur den Studenten.

    Es ist etwas, für das man keine Worte finden kann. MIt 15 – ein Selbstfindungsalter, wie ich gerne sage – hat man dann auch noch andere Probleme, als darüber nachzudenken, was die Urgroßelterngeneration (bei vielen Ihrer Schüler vermutlich ja nicht – ohne das jetzt rassistisch oder xenophob zu meinen) verbrochen, bzw. mit angeleihert hat. Ob bewusst oder unbewusst.

    Gedenkstätten sind eine gute Sache, aber meistens stellt sich das Gedenken nicht an diesem Ort ein, sonder erst später. Beim eigenen inneren Nachdenken. Und dann kann man – frei von allen Lern- und Schulzwängen – auch noch mal an den Ort zurückkehren um sich darüber hinausgehend zu informieren, wenn man es denn möchte.

    • Evanesca Feuerblut schreibt:

      Gut gesagt, Nania! NImmt den Kommentar vorweg, den ich tippen wollte zu diesem Thema.
      Die ganze Klasse hat mich blöd angestarrt, weil ich, kaum über die Schwelle von Buchenwald, fast nur noch am Heulen war. Ist aber ein bisschen anders, wenn man von der anderen Seite betroffen ist und immerzu den Gedanken nicht loswird, dass es vielleicht die eigenen Vorfahren erwischt hätte, wenn die Deutschen „gewonnen“ hätten.
      Nur war mein jüdischer Hintergrund das Letzte, was ich meinen Mitschülern auf die Nase binden würde, damals.
      Alle anderen haben es scheinbar locker weggesteckt und schockierten durch geradezu pietätsloses Verhalten. Im Bus waren sie aber ganz still.

  8. B wird Lehrerin schreibt:

    „Die Kinder wollen das wirkliche Schreckliche möglichst nicht „speichern“, dabei geht auch das kürzlich erworbene Wissen verloren. “
    Das klingt einleuchtend.
    Mein erster Gedenkstättenbesuch war mit 12 Jahren in der 6. Klasse. Danach wollte ich NieNieNie wieder an solch einen Ort. Es war viel zu früh und zumindest wie Mädchen waren damals auf dem Heimweg wie gelähmt. Aber unser anschließendes Anne-Frank-Projekt ist dann wirklich ergreifend gut geworden

  9. Olaf schreibt:

    Solch einen Gedenkstättenbesuch hatte ich in meiner Schulzeit (in den 70ern) nicht – weshalb, weiß ich auch nicht. Zugleich halte ich solch einen Besuch für unbedingt sinnvoll, notwendig und darum für gut und lehrreich.
    Man denke vielleicht auch wenigstens an Armenien, wenn es um türkischstämmige Schüler geht (darum gibt es ja gerade ein großes Gebrüll). Und ob ein Genozid „groß“ oder „kleiner“ war, kann wohl keine wirkliche Rolle spielen. Viele Länder bzw. Kulturen haben im Laufe der Menschheitsgeschichte böse Sachen vollbracht,
    Ich denke allerdings, daß „es“ oder derartiges möglicherweise „zu weit weg“ und darum erst einmal nicht (wirklich) vorstellbar ist.
    Mal wieder Goethe: „Die Wirklichkeit reicht soweit, wie der Geist begreift.“
    Wir können und sollten vielleicht froh sein, daß in unseren Zeiten ein solch grausamer Irrsinn, wie in die Nazis ab etwa 1940/ 41 in die Wege geleitet haben (ca. 28 Millionen tote Menschen), bislang nicht wieder passiert ist.
    Trotz Korea, Kuba, Vietnam, Chile, Grenada, Irak, Afghanistan, Guantanamo, Nordafrika etc.
    Einiges habe ich wohl übersehen…
    Ein sehr schwieriges Thema.

    • christjann schreibt:

      Ich vermute, Sie hatten einen solchen Besuch nicht, weil erstmal eine Generation Lehrer nachwachsen musste, die solch einen Besuch mit Schülern unbelastet machen konnte… ich bin nur unwesentlich jünger als Sie (hüstel), aber ich hatte in Hessen in den siebziger Jahren viele superjunge Lehrer für Geschichte und Sozialkunde, ich denke mal, die erste kritische Lehrergeneration (68 und so), und ich hatte wohl als eine der ersten Schülergenerationen dieses Thema in aller Ausführlichkeit… so sehr, dass es Manchen auch schon wieder aus den Ohren rauskam… man muss irgendwie betroffen sein (und sensibel genug), damit das hängen bleibt, denke ich.
      Bleibt schwierig…

      • Ulla 39 schreibt:

        @Christjann, Sie sehen das wohl richtig. Wir sind in den neun Jahren Gymnasium (Abi 1959) dreimal nur bis zum ersten Weltkrieg gekommen, weiter nicht. Später habe ich verstanden, warum die jeweiligen Lehrer den Lehrplan nicht einhalten und weiter vordringen „konnten“: Sie waren alte immer-noch Nazis.

      • Olaf schreibt:

        Danke für Ihre Worte – ich bin Abiturjahrgang 1975, den Rest kann man sich jetzt mit einer Differenz von 19 ausrechnen 😉 …
        Wir hatten natürlich die üblichen „konservativen“ Pappnasen mit ihren stündlichen Zwangsvorstellungen, aber auch schon einige sehr engagierte Lehrer mit zum Teil pointierten politischen Positionen (soweit das für Lehrer/ Beamte damals wagbar war) in Fächern wie Wirtschafts-/ Sozialwissenschaften, Geschichte und Deutsch. Dieser Generationenwechsel hat damals gerade begonnen, insoweit haben Sie sicherlich recht.
        Auch gab/ gibt es hier (um Hamburg herum) einige Orte mit entsprechender Geschichte (damaliges Polizeipräsidium mit „Keller“, Bullenhuser Damm [„Sammelstelle“ für Kinderdeportationen] Neuengamme [KZ]), aber solche Lehrinhalte (Nationalsozialismus etc.) waren eher spärlich und Besuche bei diesen historischen Orten gab es nicht. Ich vermute, weil es im Lehrplan auch nicht vorgesehen war und Gedenkstätten erst später eingerichtet wurden. Allerdings sind wir selber auch nicht darauf gekommen, obwohl wir damals politisch sehr aktiv waren (natürlich „links“ – damals war alles ja noch so einfach und übersichtlich, heute sehe ich vieles sicherlich differenzierter, aber das Herz schlägt noch immer auf dieser Seite).

  10. phese schreibt:

    Mein Tipp: Guidesse.
    Außerdem glaube ich, dass die Geschehnisse der Gedenkstätten zeitlich weit weg liegen und auch örtlich – niemand der Kids oder ihrer Eltern hat da persönlich was von miterlebt oder mit jemandem gesprochen, der dabei war oder überhaupt irgendeinen Bezug dazu hat oder hatte.

  11. Moritz schreibt:

    Ein weiblicher Guide ist eine Führerin. Dieses Wort sollte ja auch in einer solchen Gedenkstätte erlaubt sein oder? In Englisch gibts ja oft keine weibliche Version des Begriffs. Guidein ist mist. Gibt ja auch keine Teacherin.

  12. kaeks schreibt:

    Resistent? Ja, wenn ich mir überlege, wie viel wir zu diesem Thema in der Schule gemacht haben… Besuche, Theaterstücke, Diskussion hier, Dokumentation da. Irgendwann „schockt“ es nun wirklich nicht mehr. Es gibt auch andere wichtige geschichtliche Ereignisse. über den 2. WK genau bescheid wissen, mit all den Grausamkeiten, aber die Weimarer Republik wird gekonnt ignoriert und wann der 1. WK war, wussten wir danach auch nicht. Geschweige denn, von der deutschen Geschichte von vor dem 20. Jahrhundert. Ach doch, Französische Revolution. Wunderbar.

    • oxypelagius schreibt:

      MAn muss sich nicht nur die Kiddies vor Augen führen… Geschichte sind die Lügen auf die sich die Menschheit geeinigt hat ( Tucholsky). Sonst würden wir nicht Friedrich den zwoten so bewundern. Er war ein hochneurotischer Kriegsverbrecher, der den ersten Weltkrieg der Menschheitsgeschichte vom Zaun gebrochen. Für den Anfang waren 100.000 Opfer „gar nicht schlecht“….

    • Ute schreibt:

      Exakt, aber wirklich ganz exakt auch meine Erfahrung! (Und in der Unterstufe noch ein bißchen alte Römer und Griechen. Glück gehabt.)

  13. Mithrandir schreibt:

    Ich weiß nicht in welcher Gedenkstätte Sie waren. Ich war während der Realschulabschlussfahrt 1985 in Berlin Plötzensee. Naja, einige von uns waren betroffen, ich kasperte nicht rum,. aber bewegt hat mich die Umgebung nicht.
    Später, wenn man dann mal echte Filme und Dokus gesehen hat, wurde einam das alles erst bewusst.
    Ich denke da sollte man den zarten Pflänzchen mal echt eine Doku zeigen mit den Massengräbern, mit den Toten oder Halbtoten, aber das will man den armen Kleinen ja nicht zumuten.
    Aber das ist ja auch unvorstellbar und so weit weg…
    Ich will hier niemanden in Schutz nehmen, aber dieses Verhalten erklärt vielleicht auch, wie so etwas passieren konnte. Wenn man es nicht selbst gesehen hatte, konnte man nicht begreifen/glauben was da abging.

    Noch was zum Guide.
    Warum nicht Führer/Führerin. Klar, in der Umgebung will man politisch Korrekts ein, aber einfache Unverkrampftheit hilft da. Guide erinnert mich an einen Führer bei einer Dschungelexpedition.

  14. Inch schreibt:

    Ich wär da nicht so pessimistisch. Wir waren auch 14, als wir in DIE Gedenkstätte fuhren (bei uns war es das ehemalige KZ Buchenwald). Und die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Vielen Mädchen wurde übel, manche waren einfach nur entsetzt. Viele haben aber auch blöde Witze gerissen, rumgealbert. Vielleicht eine Art Selbstschutz? Das wichtige ist: jeder hat die Gedenkstätte gesehen. Und auch wenn er/sie es mit 14 noch nicht richtig begreifen, erfassen konnte, die Erinnerung an den Besuch bleibt und ist noch da, wennn irgendwann später das Denken einsetzt.

  15. Hajo schreibt:

    ich denke, dass das kein Zeichen von Desinteresse oder Gleichgültigkeit ist, es hängt sicherlich damit zusammen, dass die Kids sich das einfach nicht vorstellen können (fällt ja uns, die wir erst nach dem Krieg geboren sind) schon schwer. Ausserdem werden in den Medien ganz andere Dinge dargestellt, Dinge, zu denen ein gewisser Bezug herrscht.
    P.S.: kann es sien, dass Dir im Text ein „sch“ verloren gegangen ist 😉 „.. zu Ömürs und Emres Gruppe gehören, ländern mit leerem Blick in der Gegend herum…“ #Ausscheidung kleiner getrockneter Früchte Ausscheidemodus ENDE#

  16. Hajo schreibt:

    sorry, die Klammer ist verrutscht 😦
    .. (fällt ja uns, die wir erst nach dem Krieg geboren sind schon schwer).

  17. Frau X. schreibt:

    Es ist einfach ein Grauen, was man nicht in Worte fassen kann, und was der Besuch einer Gedenkstätte nicht transportieren kann. Wenn man sich anschaut, was uns in den Medien an Brutalität und Grausamkeit vorgesetzt wird, sowohl in schlechten Filmen als auch in den Nachrichten, stellt sich doch die Frage, wie man Realität und Fiktion auseinanderhalten soll, insbesondere als Jugendlicher, der sowieso gerade nicht weiß, wo es hingehen soll. Wie sich das anfühlt, in einer Diktatur zu leben und/oder verfolgt zu werden, seine Meinung nicht frei äußern zu dürfen und willkürlich Folter und Mord ausgeliefert zu sein, das kann doch nur jemand wissen, der es selbst er- und überlebt hat und selbst, wenn Zeitzeugen über ihre Vergangenheit berichten, teilt sich die Grausamkeit nur bedingt mit. Das Schlimmste ist meiner Ansicht nach, dass es immer wieder passiert und nachweislich steuerbar ist. Ich glaube, dass alles, was ein Mensch sich an Greueln vorstellen kann, auch schon umgesetzt wurde und das macht wirklich Angst!

  18. Su schreibt:

    Ich war zwölf, als wir so eine Gedenkstätte besuchten und dazu auch noch Filmmaterial zu sehen bekamen. Mich hat es emotional so sehr mitgenommen, obwohl ich schon vorher einiges wusste, dass ich heute keine dieser Gedenkstätten mehr besuchen kann. Ich kann es keinem verübeln, wenn er sich auf seine Weise dagegen wehrt, diese unfassbaren Schrecknisse richtig an sich heranzulassen. Und mit 15 zeigt man ja auch nicht unbedingt vor seinen Klassenkameraden, wie es einem gefühlsmäßig wirklich geht.

  19. Mascha schreibt:

    Also ich kann das nicht nachvollziehen. Mit 15 Jahren war Geschichte mein Lieblingsfach….und es interessiert mich bis heute. Denn wenn man die Vergangenheit nicht kennt, wie will man die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten?

    • Ute schreibt:

      Tja, die Lebensverhältnisse der heutigen Rechtsradikalen ähneln denen zur Weimarer Republik doch sehr. http://www.news.de/politik/855250382/studie-waehler-rechtsextremer-parteien-oft-maennlich-arm-und-arbeitslos/1/ Dumm, daß eben diese im Geschichtsunterricht so vernachlässigt wurde und noch wird, wie ja hier einige Leute bestätigen. Denn sie war damals die Grundlage für Hitlers Machtergreifung.

      Die Geschichte ist nicht allzu weit davon entfernt, sich zu wiederholen. Weil zwar alle Hitler kennen, aber keine Ahnung haben bzw. für unwichtig halten, was es mit der „Creditanstalt“ und der Finanzkrise von 1929 ff. auf sich hat. Genau jetzt haben wir den Fall, daß wir die Gegenwart nicht verstehen. Die Ähnlichkeit zu damals ist erschreckend.

  20. Christian schreibt:

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Jugendlichen im Alter der Ihren Geschichte im Allgemeinen und „Gruselgeschichte“ im Besonderen komplett wurscht ist. Genau so gut kann man was über die Steinzeit erzählen, die ja bekanntlich direkt vor dem Dritten Reich zu verorten ist. Oder danach? Egal. Egaler gehts gar nicht mehr! Da ist jedes frisch gepostete Facebookfoto einer Katze, oder Lady Gaga (oder von Sonstwas) 1000 x spannender. Gerne lautstark direkt an der Gedenkstätte ausdiskutiert. Und nein, Geschichtslehrer ist mittlerweile NICHT mehr mein Traumberuf. Schade!

    • Das kann man so pauschal nicht sagen. Mein Sohn ist 16 und interessiert sich für Geschichte und ist nicht der einzige in seiner Klasse. Kürzlich waren sie in Buchenwald und scheinen sich ganz manierlich benommen zu haben. Auch die Gruppenarbeit, die sie hinterher angefertigt haben, war in Ordnung.
      Ich habe in dem Alter alles gelesen, was die Bücherei zu dem Thema hergab: „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Ein Stück Himmel“, „Hitlerjunge Salomon“, „Ich trug den gelben Stern“ usw. Aber an den Besuch in Dachau kann ich mich kaum erinnern. Er fand auf der Abschlussfahrt der 10. Klasse nach Italien statt, auf dem Hinweg. Die folgenden zwei Wochen haben das völlig überdeckt, das war wohl taktisch nicht so klug.

  21. Bouquinesse schreibt:

    Wir waren zur Abschlussfahrt in Auschwitz. Ich fand es pietätlos hoch drei, dass meine Mitschüler teilweise noch schönen Rstalkohol hatten (jepp, Jungs, hättet mal ein Bonbon lutschen sollen)… Außerdem fand ich das permanente Geknipse würdelos.
    Dann, nach der Führung, während eine meiner Freundinnen, die bis zum Schluss nicht mitwollte, weinend in meinen Armen lag, rannten die Pappenheimer zuerst zur Würstchenbude, weil man hatte ja Hunger. Ich hab noch nicht mal an Essen denken können.
    Vom Busfahrer, der auf der Rückfahrt „Dschingis Khan“ und Co. spielte, schreibe ich mal nichts.

  22. Karl Eduard schreibt:

    „Nesrin kann sich kaum noch auf den Beinen halten, sie muss sich an Gülten klammern und leise vor sich hin winseln.“

    Das ist so ein schöner Satz, mir sind glatt die Tränen gekommen. Was für furchtbare Strapazen man als Schüler ertragen muß – ich hatte es glatt vergessen. 🙂

  23. Alea schreibt:

    Ich würde Führerin oder Leiterin sagen. Führerin in weiblicher Form darf man doch sagen, oder? „Die Guide“ klingt jedenfalls ganz seltsam.
    Ich denk mal, dass die Schüler den Abstand brauchen, um das verarbeiten zu können. Es ist ja oft so, dass man Witze macht, um etwas zu überspielen, was man in dem Moment nicht begreifen kann oder irgendwie ablenkt (Wetter, warum sind hier keine Bänke, warum müssen wir laufen)… Also, ich kann das ganz gut verstehen!

  24. Georg Görke schreibt:

    @kaeks: Exakt. Die Schüler sind heute einfach übersättigt mit dem 2. WK und dem moralischen Imperativ der dabei mitschwingt. Wir behandeln in Geschichtsdidaktik gerade genau dieses Thema, bzw. dieses Problem. Spannende Angelegenheit.

    Achja, ich wäre auch für Führerin.

  25. Rolando schreibt:

    Es ist wohl wie bei allen geschichtlichen Themen, auch kunstgeschichtlichen, dass man erstmal das, was davor kam, als Normalität verstehen muss, aus der heraus sich dann das Nachfolgende entwickelt und von der es sich abgrenzt. Man kann Mozart nicht verstehen, wenn man nicht weiß, was zu Mozarts Zeiten als „normal“ galt, dasselbe gilt für Elvis – und eben auch für die NS-Zeit. Man muss die Heftigkeit der Zwischenkriegszeit verstehen, aber vor allem, dass diese Menschen sich kaum von uns unterschieden, auch wenn sie ganz andere Hoffnungen und Erwartungen an die Zukunft hatten. Man kann nicht den Zivilisationsbruch verstehen, wenn man nicht die zugrunde liegende Zivilisation verstanden und mitempfunden hat.
    Insofern sind Bücher und Filme mit klaren Identifikationsangeboten vielleicht eine bessere Wahl als Gedenkstätten.

  26. Rolando schreibt:

    Das hakenkreuzartige Gebilde neben mir hab ich mir aber nicht selbst ausgesucht… 😉

  27. Persephone schreibt:

    Wir hatten eine tolle Gesichtslehrerin. Die musste zwar auch lt. Lehrplan das Thema 2. WK ziemlich ausschlachten, auch wenn wir alle gern viel mehr über Antike, Völkerwanderungen, das Mittelalter, Renaissance, aber auch die Zeit der Entdeckungen und Erfindungen gewusst. inzwischen ist mir klar gewuorden, wass grad zwischen 17. und 19 Jahrhundert wahnsinnig viel „spannende Sachen“ in der Geschichte der Welt passiert sind. Grad die Sachen auf den anderen Kontinenten wurden grad mal gestreift. Das beschränkte sich auf das auswendig lernen, welche Staaten welche Kolonien in Afrika hatten, weil die Lehrerin die Vorschrift hatte mit uns das Thema 2. WK mehrere Monate (!!!) durchzugehen – andere Themen waren in 1-3 Unterrichtsstunden abgeschlossen 😦 . Dafür aber zeigte sie uns 2 wichtige Filme: „Schindlers Liste“ und „Die Welle“ und verschonte uns vor KZ-Besuchen. Bei einem Besuch in der Hauptstadt konnte sie uns aber leider auch nicht sagen, ob die Unmengen an Gedenkstätten für Soldaten, Gefallene, Opfer, Siegessäulen und Mahnmale nicht etwas übertrieben sind, … es gibt sogar ein Panzerdenkmal! Mir kommt das ein bisschen krankhaft vor, manchmal glaub ich sogar, es hat eine leichte Tendenz zur Gewalt/Kriegsverherrlichung. Anstatt es so zu belassen oder ggf. zu reduzieren, werden die Stätten vergrößert, erweitert oder es kommen sogar „Stolpersteine“ dazu. [Ironie/Sarkasmus/Verzweiflung – Anfang] Jetzt kann man völlig durch gar keine Stadt mehr laufen, ohne ständig darauf hingewiesen zu werden, dass wir im Land der Mörder sind „hier ist jemand gestorben, und dort wurde jemand hingerichtet, passt auf wir Deutschen sind ein gefährliches Volk, guckt genau hin zu was wir fähig sind, und wenn ihr es immer noch nicht glaubt (tausende „Nazi-Gedenk“-Filme und Dokus die täglich irgendwo im TV laufen, sollten reichen) dann besucht doch mal eins unserer ehemaligen Ghettos/Lager/KZ. [Sarkasmus/Ironie/Verzweiflung – Ende] Eigentlich sollte das Thema doch langsam nicht mehr und nicht weniger sein als Deutsche Geschichte, oder? Warum vererbt ihr euren Kindern so extrem die Schuldgefüphle (im Sinne von: „IHR habt doch Millionen von Juden/Behinderte/Polen/Sinti/Roma/schwule/etc ermordet!“) aber komischerweise wird keinem Christen ein schlechtes Gewissen vererbt wegen Hexenverbrennung und/oder Missionierung mit Schwert und Bibel. Hilfe, das ist jetzt länger geworden als ich gedacht, dabei wollt ich nur sagen, dass es mich nervt, wenn wegen dem einen Thema viele andere wichtige Sachen vernachlässigt werden. … ich hoffe ihr kriegt das nicht in den falschen Hals und es wird keine extreme Grundsatzdiskussion daraus, ansonsten bitte meinen Beitrag löschen.

    • Nania schreibt:

      Nur was zu den Stolpersteinen: Es mag sein, dass die in Städten mit vielen Denkmälern auf den ein oder anderen wirklich merkwürdig und schuldzuweisend wirken können.
      Ich komme aus einer Stadt, in der die einzige Erinnerung an die NS-Zeit ein Gedenkstein für die Synagoge gewesen ist – und das nicht einmal an einem einsichtigen Platz, sondern versteckt unter einem Baum in einer Ecke, an der man höchstens mal mit dem Auto vorbeifährt.

      Und jetzt hat sich die Stadt entschieden, Stolpersteine in den Boden einzulassen.
      Es ist keine Schuldzuweisung. Es ist vielmehr eine Erinnerung an die Menschen, die damals in der Mitte unserer Großeltern und Urgroßeltern wohnten (meine Oma erinnert sich noch an die jüdischen Familien in der Nachbarschaft) und eines Tages „verschwanden“ (wie selbige Oma es mal ausdrückte). Es geht nicht um den gesamten Holocaus als solchen (wie etwa das Holocaust-Denkmal in Berlin) sondern um die Menschen, die vor Ort deportiert worden sind. Und auch wenn man selbst keine Schuld mehr an dem Verbrechen trägt, so wied man doch mal für mal darauf hingeweisen, dass es keine namenlose Masse war, die gestorben ist, sondern alles einzelne Individuen. Es ist eine Erinnerung – nicht nur an die Taten – sondern gerade an die Menschen in ihrer eigenen Individualität. Und das halte ich für einen Meilenstein in der Gedenkgeschichte des zweiten Weltkriegs. Weil es persönlicher ist, als die beklemmenden Steinquader in Berlin.
      Und es ist eine Erinnerung dadran, das WIR soetwas nicht zulassen dürfen. In keinster WEise

      • Ute schreibt:

        „so wied man doch mal für mal darauf hingeweisen, dass es keine namenlose Masse war, die gestorben ist, sondern alles einzelne Individuen. Es ist eine Erinnerung – nicht nur an die Taten – sondern gerade an die Menschen in ihrer eigenen Individualität.“

        Damit stellt man die Opfer des Dritten Reiches über die aller anderen Genozide sämtlicher Epochen – für die es nämlich keine Stolpersteine gibt. Mit welcher Begründung und mit welchem Recht? Wenn es darum geht, Straßen oder Plätze nach den Opfern der Inquisition zu benennen, stellen die Städte sich gerne mal quer, aber für die Holocaustopfer werden Stolpersteine entworfen. Allerdings auch wiederum nicht für alle. Schwule, Sinti, Roma, Zwangsarbeiter, Behinderte… Wo bleiben die in der kollektiven Erinnerung?

        Und ich kann es nicht oft genug betonen: Wer verhindern will, daß „soetwas“ noch einmal passiert, muß erstmal begreifen, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Wir sind doch schon wieder auf dem besten Weg dahin, aber keiner erkennt, daß, wieso und warum das so ist; keiner erkennt die Parallelen zum Deutschland der 20er Jahre, weil sie im Unterricht und auch in den Medien überhaupt keine Rolle spielen! Es ist zum Haareraufen!

      • JT schreibt:

        @Ute:
        Vor Kurzem habe ich einen Stolperstein für einen Mann gesehen, der in verschiedenen Heilanstalten war und schließlich ermordet wurde. Das Gedenken beschränkt sich also anscheinend nicht nur auf eine Gruppe.

  28. Pinkie.Pie schreibt:

    hey, sie haben sich besser benommen, als viele „kinder“, die ich damals in der 11 klasse bei einem besuch in ausschwitz gesehen hab. die haben sich nämlich vor mauern, wo leute erschossen worden sind, hingestellt, und „so getan als ob“ sie da wen erschießen und dann fotos gemacht….
    da hab ich mich so fremdgeschämt.

    • kaeks schreibt:

      Bei einer nachfolgenden Klasse ist es in der Gedenkstätte Buchenwald ähnlich weit gekommen. 9. Klasse oder so müssen Sie gewesen sein. In einem der Räume, wo die Toten aufbewahrt wurden, gab es eine sogenannte „Leichenrutsche“. Man stelle sich einfach mal vor, es sei Hochsommer und man würde diesen Raum mit Wasser füllen. Dann würde die Rutsche, laut der Schüler, nun einem anderen Zweck dienen. Sowas finde ich dann doch mehr als bedenklich.

  29. Shannon schreibt:

    Liebes Fräulein Krise,
    oft denke ich, es würde nichts hängen bleiben, aber wie hier schon so viele schrieben, irgendwie dringt es doch zu den Schülern durch. Und wenn auf der Abiturfeier dann ein Schüler erzählt, dass der Ausflug in der Achten oder der Film in der Neunten ihn damals total berührt hat, sieht man den damals so Coolen doch noch mal anders. 🙂
    Zudem haben Sie ja schon oft festgestellt, dass es in dem Alter vor allem ums Ansehen geht- und gerade so heftige Themen brauchen einfach auch Zeit um sacken zu können. Vielleicht ist das Vielleicht also gar nicht so klein…

  30. Rabin schreibt:

    Dass da noch was reflektiert wird, glaub ich leider nicht. Ich lese ja schon eine Weile mit und – nicht nur hier – ist der magere Wissensstand manchmal echt zum Haare ausraufen. Da hoffe ich immer, dass diese div. Umfragen nur getürkt sind.

  31. Leseratte schreibt:

    Bei meiner letzten Klassenfahrt (oder eher Oberstufenfahrt, 11,12 und 13 des Gesamtschulinternates kamen da zusammen auf knapp 20 Schüler) nach Rom wurde die Dame die die Stadtführung mit uns machte als Führerin bezeichnet. Wenn ich so drüber nachdenke ist Guide durchaus das bessere Wort, die gesamte Zeit wurde über das Wort Führerin/Führer gekichert und gealbert.
    Im Nachhinein sind sich alle recht einig woran das lag- der zweite Weltkrieg wurde von allen mindestens 3-8 (!!)mal durchgekaut- je nachdem wieviel Sitzenbleiben bzw Sprünge die einzelnen gemacht hatten. Ich persönlich hab mich 5 mal damit beschäftigen müssen. 3-5 Bücher, verschiedene Gedenkstätten inkl Kzs, plus normalen Deutsch bzw Geschichtsunterricht zwischen der 7 und der 13…Da tritt irgendwann einfach ein „ich-kanns-nimmer-hören“effekt auf. Ergebnis war das fast alle in irgendeinem Fach (Geschichte,Deutsch,Englisch,Französich,Erdkunde…) den zweiten Weltkrieg als Thema nahmen, einfach weil das rauf und runter rückwärts im Schlaf aufgesagt werden kann.
    ich wäre ja dafür, Anfang Mittelstufe das Thema in Politikwissenschaften (gabs bei uns nicht) , Deutsch oä mittels Buch lesen anzufangen und dann in der 10. nochmal aufzugreifen. Dann wären es immernoch 2 Schuljahre die sich damit befassen.
    Meine Schulzeit war damit definitiv übersättigt.

    ich finde es gibt keine weibliche Form von Guide. Die Guide klingt zwar komisch, aber das Wort stammt nunmal aus einer Sprache ohne der/die.

    • Persephone schreibt:

      Genau das meinte ich in meinem obigen Beitrag. Das Thema 2. WK wird so extrem und auch in mehreren Schulfächern durchgekaut, dass andere wichtige und spannende leider nur noch oberflächlich angekratzt werden. Und selbst im Film und Fernsehen. Es vergeht ja kein Jahr in dem nicht ein neuer Film mit 2. WK zum Thema in Hollywood oder sonstwo gedreht wird. kaum ne Woche wo nicht irgendwo das Thema im Fernsehen dokumentarisch veranschaulicht wird. Das nähängt einem auch 10 Jahre nach der Schule noch zum Hals raus. Man wird so übersättigt, das man entweder nie mehr was davon hören oder sehen will. Ein paar Zeitzeugen zu Besuch wie Ulla die von ihren persönlichen Erfahrungen sprechen, oder eine Brücke schlagen zu aktuellen Kriegsverbrechen wäre imho viel sinnvoller.

      • frlkrise schreibt:

        Die Zeitzeugen sterben langsam weg und einem Endachziger würde ich meine Klasse nicht mehr zumuten wollen. Und meine Schüler gucken sich auch freiwillig keinen Film über den 2. Weltkrieg an – voll uninteressant….
        Davon abgesehen: Bei dem bisschen Geschichtsunterricht von ÜBERSÄTTIGUNG in Bezug auf irgendein Thema zu sprechen ist wohl ein Witz.

      • Georg Görke schreibt:

        Übersättigung findet ja nicht nur durch die Schule statt, unsere ganze Geschichtswahrnehmung ist ja darauf geprägt. Jedes Jahr gibt es unzählige Gedenktage und Anlässe vor den damaligen Ereignissen den Kopf zu beugen. Ich sage nicht, dass das unberechtigt sei, sondern nur, dass es verständlich ist, wenn die Schüler damit übersättigt sind.

      • frlkrise schreibt:

        Wenn etwas NICHT in der Schule vorkommt, dann ist es ÜBERSATTIGUNG im Fach Geschichte, bei den kümmerlichen paar Stündchen…..Auch nicht beim Thema 2. WK!!!!! Jedenfall in unserer Schulform!

      • Georg Görke schreibt:

        Dem Stimme ich vollkommen zu. Doch muss die Übersättigung, wie gesagt, nicht nur durch die Schule ausgelöst werden. Jedoch zeigen sich eben gerade da die Auswirkungen davon.

      • Ute schreibt:

        @Frl Krise: Also… Doch, ähm… ja, bei uns (NRW, Dortmund, Gymnasium, 1979 – 1988) fand Übersättigung statt. Das Thema wurde in Geschichte, Sozialwissenschaften, Italienisch, Französisch, Kunst, Religion und Philosophie durchgekaut. (Seltsamerweise aber nicht im Fach Hebräisch. LOL) Und bei weitem nicht nur in einem Jahr, sondern _je-des_ Jahr in mindestens einem dieser Fächer. Es war definitiv viel zu viel.

        Über die Weimarer Republik hingegen ist der Geschichtslehrer im Schweinsgalopp weggeritten und wir haben nie wieder davon gehört.

      • Ute schreibt:

        Ach, das Fach Englisch habe ich noch vergessen. Same procedure as every year…

      • Ute schreibt:

        Oh, und Kunst habe ich auch noch vergessen.

    • Javea schreibt:

      Ganz genau so. Ab der fünften Klasse habe ich das Thema intensiv bis intensivst durchkauen dürfen. Immer und immer wieder. Und dann noch mal. Wenn man das zum sechsten Mal durchkaut, nimmt irgendwann die Betroffenheit ab und macht Genervtheit Platz.
      Um dann irgendwann auf der Austauschfahrt auf einem Friedhof in Belgien zu stehen- weiße Kreuze, so weit das Auge reichte. Dazu ein interaktives Museum, das aus heiterem Himmel Giftgasangriffe auf die Besucher simulierte usw. Dazwischen fand sich dann unsere Klasse wieder, völlig geschockt- denn es ging um den ersten Weltkrieg, nicht um den uns so wohlbekannten zweiten. Was im ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik oder gar davor passiert ist… da hatte man irgendwie vergessen, das mal im Unterricht zu behandeln, vor lauter Hitler, KZ und Judenfrage. Schade eigentlich…
      Ich muss auch gestehen, dass ich meine Schuldosis immer noch intus habe. Das Bewusstsein ist definitiv da, vor allem, weil ich noch Verwandte habe, für die Vertreibung und Kriegsgefangenschaft real waren. Aber bei Dokus auf N24 schalte ich weiter. Es nervt mich einfach nur noch.

  32. Rabin schreibt:

    Hmm… so ganz trifft es mein Kommentar dann auch nicht. Schwierig, die Gedanken in ‚passende‘ Worte zu kleiden. Aber wenn ich mich an das Thema aus der Schule erinnere, hat Kaeks schon recht. Es war dann doch eher weiter weg. Selbst mit Großonkel, der dort gefallen ist. Und weiter in die Tiefe ging es auch nicht. Nach der Weimarer Republik war Schluß. Und meistens dann nur Daten auswendig lernen.
    Vielleicht ist das hier anders. Und vielleicht taucht bei dem Einen oder Anderen doch noch mehr Interesse auf.
    Nur – ich hätte nicht die Geduld für ihren Beruf. Soviel ist klar.

  33. calichino schreibt:

    Kinder leben viel öfter im „Jetzt“ als Erwachsene und das macht sie so besonders. Sie denken noch nicht bewusst und fast ununterbrochen über „Gestern“ und „Morgen“ nach. Das ist wesentlicher Teil ihrer Unbeschwertheit und darauf haben sie ein Recht. Denn leider wird uns der Lebensweg nie wieder in die fantastische Naivität der Kindheit zurückversetzen, aus der ganz Wundervolles entspringt . Wenn die Kids aus dem Besuch die Kenntnis darüber, dass einmal etwas Schlimmes passiert ist, das es wert ist eine Exkursion zu machen, mitnehmen, dann ist das vorläufig ausreichend. Empathie über Jahrzehnte hinweg ist hier ein unausgegorener Anspruch.

  34. Ulla 39 schreibt:

    Wie alt ein Kind oder ein Jugendlicher sein sollte, um mit den Verbrechen der Nazis – die waren ja nicht von einem anderen Stern, das können Onkel und Tante,Vater oder Mutter oder Nachbarn etc. gewesen sein – konfrontiert zu werden, weiß ich nicht. Im Sommer 1945 lernte ich ( 6 Jahre alt) eine der wenigen Überlebenden von Auschwitz kennen und hörte, was sie erzählte. Ich hatte im Krieg schon erlebt, wie Menschen mit anderen Menschen umgehen, lebte schon nicht mehr in einer Kinderwelt. Es war einerseits gut, denn es hat mich sensibel für die Rechte eines (jeden) Menschen gemacht, überschattet aber doch bis heute zeitweise mein Leben. Die Spur jener Frau konnte ich übrigens finden, und wir sind seit Jahrzehnten befreundet.

  35. alleliebenwilli schreibt:

    Ich war in Geschichte nie gut. Es hat mich nie wirklich interessiert. Den Zweiten Weltkrieg haben wir nie im unterricht behandelt. Wahrscheinlich weil andere in meinem Alter immer berichtet haben, sie hätten 3 Jahrgänge lang immer den zweiten Weltkrieg wiederholt.

    Schade, denn gerade die Spuren des zweiten Weltkrieges sind ganz in der Nähe, überall, nicht nur in den Gedenkstätten (man hätte sich leicht mit einem der Aussenlager hier beschäftigen können). Das hätte mich damals schon interessiert.

  36. Alitheia schreibt:

    Die Schilderung kommt mir sehr bekannt vor…
    Vor knapp 2 Jahren bin ich selbst in so einer Gruppe gewesen.
    Das KZ Mauthausen haben wir damals besucht. Alle 4 Klassen. Auf der Hinfahrt waren wir alle noch gut gelaunt, unsre Laune ungetrübt. Bei fast allen ist das bis zur Rückfahrt auch so geblieben. Sie haben sich gelangweilt und nur rumgemault. Rumgemault als es die Todesstiege runterging. Rumgemault oder rumgebködelt als wir wieder raufgehn mussten. Viele derer, die NICHT rumgemault haben, waren froh, nicht in der Schule sitzen zu müssen, was auch nicht besser war. Rumgemault wurde auch als wir in die Baracken geführt wurden. Dem Guide haben nur wenige zugehört. Noch weniger haben darüber nachgedacht. Als wir in die Gaskammern geführt wurden, war es stiller geworden, doch nicht alle sind verstummt. Die Lehrer haben sich darüber geärgert. Die empfinlichen unter uns, fühlten sich unbehaglich. Manchen war es zu heiß und sie waren froh, in den kühlen Kammern zu sein.
    Ich nicht. Ich wollte raus in die Hitze. Raus aus dem KZ. Mir war schon flau im Magen, als wir in den Duschen standen, wo man noch die Verfärbungen vom Blut sah. Wo man schon die drückende Aura spürte. In den Baracken wollte ich auch nicht bleiben. Es war einfach so erdrückend, hoffnungslos. Als wir in die Gaskammern hinunter stiegen drehte es mir den Magen um, schnürte mir die Kehle zu und das Atmen viel mir schwer. Kurz ich fühlte mich schrecklich… Ich wollte nur mehr raus. Raus aus diesem grausamen Kammern wo so viele Menschen ihr Leben ließen. Das Betrachten der weißen Fließen, die Erläuterungen wo genau das Gas eintrat, wie die Menschen starben waren grausam und ließen mich zusammenzucken. Meine Lehrerin stand neben mir, auch ihr ging es nicht so gut wie vorher. Und das, obwohl sie schon so oft dort gewesen ist.
    Endlich, wir gehen weiter. Raus aus den Kammern. Treten in einen helleren Raum, ich zittere. Das Krematorium. Der Guide sagte: „So, in diesem Raum hier sind genau genommen noch schlimmere Dinge geschehen als in den Gaskammern…“ Mehr höre ich nicht. Mir dreht es die Magen um und ich fliehe nach draußen, wo ich zitternd auf die Treppen sinke.
    10 Minuten später kommen die anderen heraus. Manche schweigen betroffen, auch ihnen ist das Erlebnis da unten nahe gegangen. Doch die Plaudern angeregt weiter als wäre nichts gewesen.
    Mir geht es kein Stück besser. Erst als ich zuhause wieder aus dem Bus steige habe ich mich wieder etwas gefangen.

    Für mich steht fest, es war ein interessanter Ausflug,
    doch eigentlich möchte ich nie wieder ein KZ betreten…
    nie wieder das Leid der Menschen spüren…
    Und doch…eines Tages möchte ich Ausschwitz sehen, egal wie schwer es mir fällt, egal wie sehr es mir zusetzt.
    Damals waren wir alle erst 14. Sicher, man mag die geistige Unreife aus Ausrede gelten lassen, doch Desinteresse kommt schwerwiegend hinzu.
    Doch wenn man auch nur einen Moment darüber nachdenkt, wenn man in den Gaskammern steht, so hat man doch wenigstens eine Kleinigkeit gelernt.

  37. Ulla 39 schreibt:

    Diesmal sind die Beiträge ganz erstaunlich, nicht spontan und leichthin geschrieben, regen zum Nachdenken und Erinnern an, vermitteln „Betroffenheit“ – leider fällt mir kein anderes als dieses Allerweltswort ein.

  38. Ute schreibt:

    Ich kann Tom nur zustimmen.

    Hinzu kommt, daß gerade dieses Thema _zu_ oft, in _zu_ vielen Fächern durchgenommen wird. Ich bin aktuell 43 Jahre alt und war bis zum Abi 1988 bis zu den Haarspitzen abgefüllt mit Infos. Und mit dem unbehaglichen Gefühl, daß von mir stets eine persönliche Trauer oder sogar Schuldbewußtsein erwartet wurde, die ich schlicht nicht aufbringen konnte und bis heute nicht aufbringen kann. Nicht einmal meine Eltern haben den Krieg mehr miterlebt. Unterrichtet wurden sie und wir aber von Menschen, deren Eltern das sehr wohl noch erlebt hatten – wenn nicht gar sie selbst. Die haben aus ihrer Warte unterrichtet, während ich aus meiner Warte zuhörte und lernte. Es waren schon damals verschiedene Welten. Nach der Schule habe ich das Thema lange Zeit völlig entnervt gemieden. Erst jetzt kommt so ganz langsam wieder Interesse an einzelnen Teilaspekten auf.

    Über andere Genozide habe ich in der Zwischenzeit allerdings sehr wohl viel gelesen. Zum Teil liegen sie Jahrhunderte zurück. Ob nun aber Karthago oder Holocaust – die Opfer des letzteren stehen mir noch immer nicht näher als die des ersteren.

    Ich kann verstehen, daß da auch bzw. gerade bei Teenagern der mittlerweile 3. oder gar 4. Nachkriegsgeneration nicht diiiiie Emotionen hochkommen. Erst recht nicht bei denen, deren Familien aus ganz anderen Ländern stammen.

    Kleine Buchempfehlung am Rande: http://www.amazon.de/Blood-Soil-History-Genocide-Extermination/dp/0300144253/ref=sr_1_1

  39. Ute schreibt:

    PS: Auf Twitter hat letztens jemand einen – zugegeben verflixt zynischen – Ausspruch eines jüdischen(!) Autors zitiert, der sinngemäß folgendermaßen ging:

    „In Deutschland besuchen alle Schüler jedes Jahr Gedenkstätten des Dritten Reiches. Am Ende ihrer Schulzeit haben sie so viel darüber gelernt, daß sie endlich anfangen, die Juden zu hassen.“

    Klingt übel, aber ich fürchte, es ist was Wahres dran. Der „Betroffenheitsdruck“ auf die Schüler ist nach meiner Erfahrung schlicht zu hoch.

  40. Ute schreibt:

    Noch ein letzter Link (dann halte ich auch die Klappe zu dem Thema, versprochen! *g*)

    Klicke, um auf Schoah_im_Unterricht.pdf zuzugreifen

    Zitat:
    „»In den Schulen ist das Thema Schoah/Holocaust seit langem fest verankert. Es fehlt weder in
    den Lehrplänen noch in den Lehrbüchern und wird im schulischen Fächerkanon mehrfach an
    verschiedenen Stellen behandelt. Und dennoch erweist sich – selbst 60 Jahre nach Auschwitz -, dass es nur beschränkt gelungen ist, antisemitische Einstellungen bei Schülerinnen und Schülern kritisch aufzuarbeiten oder gar zu verhindern. Der schulische Unterricht hat in vielen Fällen sogar zu einem Überdruss am Thema geführt und somit nicht selten dazu beigetragen, gerade jene Lernprozesse zu verhindern, die dringend nötig wären, um dem in unserer Gesellschaft nach wie vor virulent vorhandenen Rassismus und Antisemitismus entgegenzuwirken.“

    Besonders interessant: S. 48 ff.: „Lernen und Lehren zum Holocaust – Konventionen, Irritationen, Provokationen?“

  41. nomadenseele schreibt:

    Resistent? Ja, wenn ich mir überlege, wie viel wir zu diesem Thema in der Schule gemacht haben… Besuche, Theaterstücke, Diskussion hier, Dokumentation da. Irgendwann „schockt“ es nun wirklich nicht mehr.

    Ich schwanke immer zwischen resistent und genervt und daran hat hauptsächlich die Schule schuld – von Klasse 5 – 13 jedes Jahr der gleiche Mist, dazu Fernsehen, das ständige Gelabere der Politiker von einer speziellen deutschen Verantwortung (ich frage mich immer, ob die das selbst glauben) – das war einfach irgendwann zu viel. Ich will davon schon seit der 7. Klasse nichts mehr hören und sehen – gut gemacht an alle Lehrpläne 😦 .

  42. christjann schreibt:

    Frollein Krise, Frollein Krise!!!! ich hab noch was… ist franssöhssisch, aber niesch so schwer ssu verstehn
    http://zelba.over-blog.com/article-dessine-moi-un-quoi-97807953.html

    passt doch, hm?!

  43. Zelba schreibt:

    Hallo ! Ich bin die Comiczeichnerin aus Frankreich. Ich habe herzlich über den gut geschriebenen Artikel hier gelacht. Mir gefällt es gut, wie Dinge mit Humor genommen werden, die eigentlich tragisch sind. Ja, in Deutschland ist es wichtig, die Geschichte als Warnung in Erinnerung zu rufen. Wenn man aber als Deutsche/r im europäischen Ausland lebt, muss man sich oft höllisch anstrengen, genau diese Geschichte auch mal in den Hintergrund zu drängen. Manchmal ist dieses Thema nämlich fast zu allgegenwärtig, sobald man sagt, dass man deutsch ist. Viele Nicht-Deutsche glauben auch (ich denke zu unrecht), „sowas“ hätte in ihrem Land niemals passieren können. Ich bin beunruhigt gespannt, was die für Mai bevorstehenden Präsidentschaftswahlen für Überraschungen bereithalten. Ich fürchte, dass der rechtsextreme Front National seinen Eigenrekord aufstellen wird und schäme mich jetzt schon für all die tadellosen Franzosen, die so dumm und gutgläubig ihre Stimme verschleudern werden… Irgendwann hat es in Deutschland auch mal so „harmlos“ angefangen.
    Bis bald, ich werd mal wieder reinschauen!

  44. Pumucklchen schreibt:

    Ich muss sagen; ich bin geschockt. Über die Ignoranz Ihrer Vollfosten deren Sie offensichtlich verzweifelt versuchen irgendwas beizubringen.

    Ich kann mich noch sehr gut an Bergen Belsen erinnern. Da sind wir ende der 9. hingefahren, da war ich 15. Interessiert hat’s mich schon aber ich wollte da nicht hin. Seit dem ich Anne Frank gelesen hatte sah ich „diese Bilder“ & muss jetzt noch heulen & zittern wenn ich dran denke. Im KZ angekommen gab es wirklich welche die darüber ihre witzchen machten während ich kotzend hinterm der nächsten ecke hockte. Im leben hätte ich mich nicht getraut da mein Maul aufzureißen um zu sagen das mir kalt oder eher warm (war im Hochsommer) ist oder das ich keine Lust hätte zu laufen weil mir die Füsse weh tun.
    Bis zum nächsten Tag hab ich nichts zu essen runterbekommen. Dazu muss ich sagen; Geschichte hat mich schon immer interessiert, sonst hätte ich ja nicht Anne Frank (freiwillig) gelesen aber das dieser Besuch so prägend wird hätte ich damals auch nicht erwartet.

  45. Pantherle schreibt:

    Vor ein paar Tagen bin ich hier gelandet und habe mich jetzt ein paar Tage – während des Korrigierens von Diplom- und Hausarbeiten – köstlich amüsiert über den Blog (immer zur Belohnung nach soundsoviel Seiten). Sooo viel gelacht – tat gut! DANKE! In meiner Familie sind drei Lehrer (Mann, Tochter, Tochterfreund) und ich belehre Lehrer (Pädagogik an der Uni) – da kommt mir einiges so bekannt vor. Wunderbar! Kompliment!

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