Höchststrafe

Schafft mir DEN herbei, der die Wandertage erfunden hat! Er soll das nächste Mal mit unserer Klasse gehen, damit er begreift, was er mit seinem Scheiß-Gewandere angerichtet hat, dieser Reformpädagoge….
Wurde meine Klasse neulich gelobt? Hatte ich leichte euphorische Anwandlungen nach den Sommerferien? Leute, vergesst das alles! Aber ich möchte nicht die ganze traurige Chronologie dieses Tages aufblättern.
Nur ein ein paar kleine erschöpfte Bemerkungen …

Lautstärke: Die SchülerInnen meiner Klasse haben die sympathische Eigenschaft, jede Lebensäußerung in grenzwertig lauten Krach umzuwandeln. Es wird grundsätzlich nicht gesprochen, sondern geschrieen und man klopft nicht an Türen, sondern wummert daran. Bei einem Ausflug ist das praktisch – solange  sich  der Lehrkörper im Auge des Lärms befindet, weiß er/sie, allen geht es gut.
Fremde Menschen sehen das nicht so entspannt. Sie versuchen sich dann, z.B. im Bus,  bei mir zu beschweren, aber ich verstehe sie zum Glück nicht – viel zu laut.

Ampeln: Vom Verkehr und seinen Regeln machen unsere Schüler wenig Aufhebens. Sie ignorieren ihn einfach. Bei Rot marschieren sie über die Straße, bleiben mitten auf der Fahrbahn stehen, diskutieren die Tiefe der Pfützen und den besten Weg sie zu umgehen, tippeln mit ihren Ballerinas unentschlossen hin und her und regen sich dann  mörderisch auf und fahren den dicken Finger raus, wenn vorbei bretternde Autos sie nass spritzen. (Yepp!!!!!)
Entgegenkommende ältere Damen werden umgerannt und wenn die sich mühsam wieder aufrappeln, wird ihnen noch ein empörtes „Hallo? Geht’s noch?“ nachgebrüllt.

Hunger und Durst:  Wenn einen Schüler die Lust auf eine Cola, ein Brötchen oder einen Döner überkömmt, bleibt er sofort an Ort und Stelle stehen, um das Begehrte käuflich zu erwerben.
Heute verloren wir auf dem Rückweg sieben Bagaluten bei Kaiser’s. Sie hatten sich, ohne Abmeldung versteht sich, dorthin zurückgezogen, um eine Flasche Schaumwein zu erstehen. Wir anderen standen unterdessen im strömenden Regen an der Haltestelle und warteten und warteteten und warteten…..
„Selbst schuld, hättet ja fahren können!“

Spielplätze: Diese werden vom 9. Schuljahr  gerne angenommen. Am schönsten sind die Karussels, die man immer so mit einem Rad in der Mitte  dreht.
Es kotzt sich so gut danach….

Ausländerfeindlichkeit: Sehr einseitig beobachten unsere Schüler ihre Umwelt. Jede leiseste Kritik an ihrem Verhalten  wird sofort unter Ausländerhass abgelegt. Sehr bequem….
Eine Frau im Park zu ihrem Mann:
“ Da! Da sind sie wieder. Schrecklich, wie laut und unerzogen.“ Dabei guckt sie komischerweise Karl und mich finster an. Wir benahmen uns eigentlich gerade vorzüglich….und ich war völlig d’accord, diese Klasse IST laut und ungezogen.

Sprachbarrieren: Die haben Karl und ich. Unsere Schüler sprechen unterwegs grundsätzlich Türkisch. Da kann man hundert Mal drauf hinweisen, dass wir eine deutsche Schule in deutsche Land sind….
„Abo, aber wir sind türkisch, verstehst du nich, Frl.Krise ?“

Nein, Miss Hayde versteht nicht. (Miss Jekyll war schon seit 9.30 wieder transformiert……)

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14 Antworten zu Höchststrafe

  1. fraufreitag schreibt:

    du armes frl krise, du hast mein tiefstes mitleid. wie schrecklich, ich sehe es direkt vor mir. da legst du dich jetzt bitte schön auf die couch und guckst, wie der rach sich aufregt. und bitte genießen, dass du diese loser dort gar nicht kennst und auch nicht für sie verantwortlich bist.

  2. Shannon schreibt:

    Na ich weiß ja nicht, für mich klingt das alles in allem, als hätten Sie viel Spaß gehabt. Wäre es eine liebe Klasse, die an Ampeln auf das grüne Männchen wartet und lieb um mir Begleitung bittet, um so etwas langweiliges wie Kekse zu erstehen, das Ganze wäre doch echt keine interessante Wanderung gewesen.
    Und die anderen Leute sollen sich mal gar nicht beschweren- um das im Fernsehen zu sehen bezahlen sie viel Geld! Sie bieten Ihnen das alles umsonst, in Farbe und im Realife. Was will man denn bitte mehr?

  3. frlkrise schreibt:

    Na ja umsonst…? Diese Schule kostet den Steuerzahler nicht billig!

    • Shannon schreibt:

      Stimmt, wir sollten das Geld lieber in noch eine Bank stecken, die armen brauchen das auch viel mehr als so etas bildende Einrichtungen.
      (Aprops Geldmangel: Ich verkaufe gern das Smartboard, wenn wir dafür mehr als zwei Klassensätze Dictionarys anschaffen. Interesse?)

  4. frl freizeit schreibt:

    Hoffe in mittlerweile erholterer Verfassung?
    Habe meine „Hausaufgaben“ gemacht und bin auf dem laufenden, nur mein Name hier stimmt nicht, Freizeit…. . aber Blog gelesen und Konzept geschrieben!

    Aus einem Rahmenkonzept Jugendkulturarbeit:
    „Die Portfolioanalyse ergab insgesamt, dass die kulturellen Bildungsangebote der Schulen, außerschulischen Jugendeinrichtungen etc … eine hohe Vielfalt aufweisen und junge Menschen in unterschiedlicher Art und Weise erreichen. „Das hätte man sich denken können.
    „Zu der Gruppe der 16- 19. Jährigen: Hier zeigt sich eine starke Analogie zur Altersgruppe der 12- 15 Jährigen“
    Das ist alles, sie sind also noch genau so doof…
    „Zu der Gruppe der 12- 15 Jährigen: Die größte Schnittmenge von Schule und
    Kultureinrichtungen bewegt sich eher im Bereich des durchschnittlichen Bildungshintergrunds, des Migrationshintergrunds und eines höheren Aktivitätsgrades.“ (höher als bei 0-5 Jährigen „eher geringerer Aktivitätsgrad“ und gegenüber eines gelobten“partizipativem mach-mit Charakter“ bei 6-11 Jährigen)
    Wie soll ich das verstehen?
    Liebe Grüße
    und viel Spaß in der Schule

  5. svnshadow schreibt:

    „aber wir sind türkisch“ …. okay und sich dann wahrscheinlich beschweren wenn man vorbehalte hat….

    aber wenn sie türken sind…. dann bitte deutsche staatsbürgerschaft abgeben, türkische annehmen und in die türkei gehen…. oder eben doch die landessprache die sie ja sehr wohl beherschen anwenden und zeigen das sie doch von hier sind….. das mit der ampel und dem einfachen abbiegen um nahrung zu erbeuten is übrigens international 😉 selbst die kultivierten franzosen… naaaahrung (in anlehnung an einen schönen zombiefilm)

    • fille schreibt:

      Wir haben in der Schule auch deutsch miteinander gesprochen, obwohl die Schulsprache französisch war.

      In der Pause sprach man jeweils die Sprache, die am bequemsten war: die Spanier spanisch, die Dänen mit den Finnen Schwedisch, die Oesterreicher Deutsch….

      Ich finde es hirnrissig und illusorisch, den Kindern vorschriften zu nmachen, in welcher Sprache sie sich ausserhalb des Unterrichts verständigen.

      Als Frankreich Französisch und Spanien Spanisch durchsetzen wollten, hat man teilweise ziemlich rabiate Massnahmen ergriffen, um den Kindern abzugewöhnen, in der Pause ihre Dialekte oder Regionalsprachen zu sprechen. Wollen wir wirklich wieder dorthin zurück? Das kann es doch nicht sein.

  6. keineseite schreibt:

    Sehr amüsant Ihre Ausführungen. Ist das Genderwelsch eigentlich Teil der Satire oder sollte es mir dann doch nachträglich den Lesespaß vergällen? In beiden Fällen müsste es doch korrekterweise alle Groß- und Kleinschreibungs- sowie Grammtikregeln in den Wind schießend heißen: „BagalutInnen“! Der Lehrkörper jedoch, fürchte ich, wird ein „er“ bleiben – das Wort am besten meiden.

  7. fille schreibt:

    öhm… wenn die gesprochene Fremdsprache so einseitig türkisch ist, würde es sich da nicht vielleicht lohnen, ein bisschen Fortbildung in einen Türkisch-Kurs zu investieren. Schon alleine nur um unbemerkt spionieren zu können?

  8. Gast schreibt:

    Hallo Frl. Krise,
    vielleicht darf ich einen Lehrerausflug nach Jena vorschlagen.
    Da könnten Sie und Ihre Kollegen gemeinschaftlich das Denkmal von Karl Volkmar Stoy vandalierend zerstören, um Ihren Unmut über seine Methoden zum Ausdruck zu bringen.
    Na, wie wär’s?

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